Der Abgrund
Donnerstag, 10. April 2014, 22:23
Finni: Ich genoss des prasselnden Nieselregen auf mir ein paar Sekunden. Dann schloss ich meine Augen und hob meinen Kopf 'gen Himmel. Ich spürt den leichten Wind, der bestimmt, aber sanft an meinen schwarzen, langen Haaren und meinem weißen Sommerkleid zog. Nichts war außer dem Geräusch platzender Regentropfen zu hören. Nein, da war noch diese gehauchte, flüsternde Stimme, die von allen Seiten an mein Ohr drang.
"Spring!", sagte sie mir langsam und irgendwie liebevoll.
Ich ging einen kleinen Schritt nach vorne, meine Lider noch immer geschlossen. An meinen Zehen spürte ich, dass der Boden langsam dünner wurde.
Ich öffnete meine sturmgrauen Augen. Hinter mir meine Heimat. Vor mir der Abgrund. Ich biss mir auf meine Unterlippe, bis ich warmes Blut spürte. Der Schmerz lenkte mich ab. Ich ging bis zum Rand. Unter mir war nur Schwärze. Wie tief mochte es wohl sein?
Einen kurzen Moment verlor ich das Gleichgewicht und wäre fast gestürzt. Doch ich warf mein Gewicht nach hinten und taumelte stattdessen wie benebelt nach hinten. Ein Schweißtropfen bildete sich auf meiner Stirn.
"Spring!", hauchte die Stimme hallend und eindringlicher. Ich ging wieder zur Klippe, sah ein letztes Mal zurück und sprang.
Es war, als hätte man mir durch einen kräftigen Hieb auf die Brust den Atem geraubt. Stärker, viel stärker als zuvor zerrte der Wind an mir, zog an mir vorbei in die Höhe. Doch ich war zu schwer, um mich mittreiben zu lassen. Ich fiel wie ein Stein. Jetzt war es zu spät.
Ich spürte eine einsame Träne in meinem Auge und ließ sie meine Wange hinunter kullern. Niemand würde wissen, dass ich noch einmal seit jenem Tag und vor meinem Tod geweint hätte.
Die Stimme schien zu lachen. Schallend und laut und die ganze Welt lachte mit. Sie lachten über mich.
Noch immer fiel ich. Die Träne wurde durch den Wind von mir weggezogen. Nur eine salzige Spur auf meiner Wange blieb von ihr übrig.
Ich öffnete meine Augen und sah den Boden. Es waren keine spitzen Felsen, die meine Knochen zertrümmern würden. Es war Wasser. Ein gigantischer See, so tief unter der Stadt, dass niemand von ihm gewusst hatte. Aber es würde keinen Unterschied machen. Von so einer Höhe interessierte es nicht ob Felsen, Wasser oder sonst irgendetwas.
Ich würde sterben, so einfach war es.
Noch ein letztes Mal atmete ich tief ein, kniff meine Augen zu und zog meinen Körper zusammen.
Und dann endete mein Sturz. Ich stand zusammengekrümmt wie ich mich posiert hatte auf nassem Boden. Ich stürzte nicht mehr. Und ich lebte noch.
Langsam hob ich meinen Kopf an und sah mich um. Das Licht war nach der Finsternis in der Grotte blendend. Aber ich erkannte kräftig strahlendes grünes Gras so weit das Auge reicht. In der Ferne erstreckten sich ein paar Hügel. Ein Blick hinab auf meine Füße sagte mir, dass ich in einer Pfütze stand. Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt wohl gerade überschritten und spiegelte sich auf der Wasseroberfläche. Nur entfernt waren ein paar Wolken zu sehen.
Aber wie? Ich war gefallen. Hundertprozentig. Ich spürte sogar noch die salzigen Überreste der Träne. Wie konnte es dann sein, dass ich in einer Pfütze in einer wundervollen, fremden Welt stand?!
Ich müsste tot sein. War ich tot?
Meine schwarzen Haare bedeckten meine Schultern, die vom Sommerkleid nicht bedeckt waren, wie ein Mantel. Nur sie waren nass. Alles andere an mir war trocken. Wie konnte das alles sein?
Wasser lief aus meinen Haaren meinen Rücken entlang und löste dort eine Gänsehaut aus.
Was ging hier vor?
"Spring!", sagte sie mir langsam und irgendwie liebevoll.
Ich ging einen kleinen Schritt nach vorne, meine Lider noch immer geschlossen. An meinen Zehen spürte ich, dass der Boden langsam dünner wurde.
Ich öffnete meine sturmgrauen Augen. Hinter mir meine Heimat. Vor mir der Abgrund. Ich biss mir auf meine Unterlippe, bis ich warmes Blut spürte. Der Schmerz lenkte mich ab. Ich ging bis zum Rand. Unter mir war nur Schwärze. Wie tief mochte es wohl sein?
Einen kurzen Moment verlor ich das Gleichgewicht und wäre fast gestürzt. Doch ich warf mein Gewicht nach hinten und taumelte stattdessen wie benebelt nach hinten. Ein Schweißtropfen bildete sich auf meiner Stirn.
"Spring!", hauchte die Stimme hallend und eindringlicher. Ich ging wieder zur Klippe, sah ein letztes Mal zurück und sprang.
Es war, als hätte man mir durch einen kräftigen Hieb auf die Brust den Atem geraubt. Stärker, viel stärker als zuvor zerrte der Wind an mir, zog an mir vorbei in die Höhe. Doch ich war zu schwer, um mich mittreiben zu lassen. Ich fiel wie ein Stein. Jetzt war es zu spät.
Ich spürte eine einsame Träne in meinem Auge und ließ sie meine Wange hinunter kullern. Niemand würde wissen, dass ich noch einmal seit jenem Tag und vor meinem Tod geweint hätte.
Die Stimme schien zu lachen. Schallend und laut und die ganze Welt lachte mit. Sie lachten über mich.
Noch immer fiel ich. Die Träne wurde durch den Wind von mir weggezogen. Nur eine salzige Spur auf meiner Wange blieb von ihr übrig.
Ich öffnete meine Augen und sah den Boden. Es waren keine spitzen Felsen, die meine Knochen zertrümmern würden. Es war Wasser. Ein gigantischer See, so tief unter der Stadt, dass niemand von ihm gewusst hatte. Aber es würde keinen Unterschied machen. Von so einer Höhe interessierte es nicht ob Felsen, Wasser oder sonst irgendetwas.
Ich würde sterben, so einfach war es.
Noch ein letztes Mal atmete ich tief ein, kniff meine Augen zu und zog meinen Körper zusammen.
Und dann endete mein Sturz. Ich stand zusammengekrümmt wie ich mich posiert hatte auf nassem Boden. Ich stürzte nicht mehr. Und ich lebte noch.
Langsam hob ich meinen Kopf an und sah mich um. Das Licht war nach der Finsternis in der Grotte blendend. Aber ich erkannte kräftig strahlendes grünes Gras so weit das Auge reicht. In der Ferne erstreckten sich ein paar Hügel. Ein Blick hinab auf meine Füße sagte mir, dass ich in einer Pfütze stand. Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt wohl gerade überschritten und spiegelte sich auf der Wasseroberfläche. Nur entfernt waren ein paar Wolken zu sehen.
Aber wie? Ich war gefallen. Hundertprozentig. Ich spürte sogar noch die salzigen Überreste der Träne. Wie konnte es dann sein, dass ich in einer Pfütze in einer wundervollen, fremden Welt stand?!
Ich müsste tot sein. War ich tot?
Meine schwarzen Haare bedeckten meine Schultern, die vom Sommerkleid nicht bedeckt waren, wie ein Mantel. Nur sie waren nass. Alles andere an mir war trocken. Wie konnte das alles sein?
Wasser lief aus meinen Haaren meinen Rücken entlang und löste dort eine Gänsehaut aus.
Was ging hier vor?